Kanalinseln Jersey, Guernsey und Sark - Europas letzter Geheimtipp

Unter diesem Titel wollte Dr. Rolf Zimmermann am letzten Freitag (27. Januar 2023) beim Bürgertreff in Immenstaad ein Reise-Video zeigen. Zahlreiche Besucher waren gekommen, aber der Video-Projektor funktionierte leider nicht. So blieb nichts anderes übrig, als mit vielen und teils humorvollen Details über die Inseln zu erzählen und auch die vielfältigen Fragen der Zuhörer zu beantworten. Zuerst einmal, wieso reist man dorthin? Reizvoll für einen Besuch der Kanalinseln ist, dass es gelegentlich organisierte Reisen mit Direktflug ab Friedrichshafen nach Jersey gibt, z.B. dieses Jahr im August mit "Globalis".

Und nun etwas zur Geschichte und heutigen Situation dieser geheimnisvollen Inseln: Im Mittelalter gab es ein Herzogtum Normandie und 1066 eroberte dessen Herzog Wilhelm (der Eroberer) den vakanten englischen Königsthron und wurde so auch König von England. In späteren Jahrhunderten fiel der Festlandteil der Normandie an das Königreich Frankreich und das "Herzogtum Normandie" besteht heute nur noch aus den recht kleinen Kanalinseln. Sie liegen auf der Südseite des Ärmelkanals, Jersey z.B. rund 20 km von der französischen Normandie-Küste entfernt. Bis zur englischen Südküste sind es dagegen 150 km. Jersey ist so groß und hat auch so viele Einwohner wie Friedrichshafen, Markdorf und Immenstaad zusammen

Die Kanalinseln gehören nicht zu Großbritannien oder zum UK und ihr Gebiet gehörte auch nicht zur EU. Vielmehr gelten die beiden Hauptinseln Jersey und Guernsey als zwei selbständige Staaten mit unterschiedlichen eigenen Flaggen, Geldscheinen, Münzen, Briefmarken und sogar eigenen Gesetzen. Das Staatsoberhaupt ist jetzt Charles III. und zwar nicht als König, sondern als "Herzog der Normandie". Als seine Vertreter hat er sowohl für Jersey als auch für Guernsey je einen "Bailiff" (Vogt) eingesetzt. Man spricht heute englisch (früher überwiegend Normandie-französisch) und auf den 1-Pfund-Noten der beiden "Staaten" steht auf der einen Seite "One Pound" und auf der anderen Seite "Une Livre".

Das Video hätte die vielfältige Landschaft der Inseln gezeigt. Es gibt steile Klippen und einen Tidenhub von rund zwölf Metern. Der Golfstrom begünstigt den Anbau von Wein und ermöglicht prächtige Gärten mit subtropischen Pflanzen, z.B. großen Farnbäumen. Und auch die Besiedlung hat eine lange Geschichte: Man sieht steinzeitliche Gräber oder Tempel, mittelalterliche Burgen, Festungen aus der frühen Neuzeit, reiche Herrenhäuser, bestens erhaltene Teile des "Atlantikwalls" aus der Zeit der deutschen Besatzung und geschäftige Stadtzentren mit Sitz vieler Briefkastenfirmen.

Ganz ruhig geht es dagegen auf der kleinen Insel Sark zu. Sie ist halb so groß wie Immenstaad und hat nur 450 Einwohner. Auf ihren Schotterwegen dürfen nur Fahrräder, Pferdekutschen und Traktoren fahren. Die "Ortsbusse" und der Krankenwagen sind Traktoren mit Anhänger. Viele Gesetze sind noch mittelalterlich und erst 2008 hat man mit der Einführung von freien Wahlen begonnen. So ist doch vieles anders als bei uns und macht diese Inseln wirklich zu "Europas letztem Geheimtipp".


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